Osteopathie &
Physiotherapie für Pferde

Die natürliche Schiefe des Pferdes & Geraderichten

Die natürliche Schiefe des Pferdes- was ist das eigentlich?

Wer kennt es nicht, wenn jemand behauptet, sein Pferd sei schief, rechts ist seine schlechte Hand, links ist er immer steifer... Oftmals wird diese „Steifheit“ mit irgendwelchen Blockaden erklärt, die daran aber keine Schuld tragen. Oder es wird einfach akzeptiert und das Pferd wird vermehrt auf der „besseren Hand“ gearbeitet- dass das nicht die Lösung sein kann, dürfte dem Großteil auch ohne weitere Kenntnisse klar sein. Doch was genau ist die sogenannte „natürliche Schiefe“ und wie kann man daran arbeiten?


Ganz banal betrachtet können wir das mit der Links- oder Rechtshändigkeit beim Menschen vergleichen. Ein Rechtshänder nutzt nicht nur zum Schreiben nur/eher seine rechte Hand, weil er mit dieser koordinierter umgehen kann, nein, er wird auch die rechte Hand nutzen, um eine Kiste voll Wasserflaschen zu schleppen, da er mehr Kraft im rechten Arm hat, als im linken. Darauf haben wir als Mensch aber keinen Einfluss, wir werden so geboren. Genauso ist es auch bei den Pferden, sie werden mit der natürlichen Schiefe geboren.


Anatomisch können wir uns das so vorstellen:

Die Muskulatur der rechten und linken Körperhälfte ist unterschiedlich beweglich, bzw. elastisch. Ein Pferd, dass sich rechts besser biegen lässt, hat etwas stärkere Muskeln auf der rechten Körperhälfte. Die Muskeln sind dort kürzer und sind leicht angespannt, also nicht gerade elastisch. Diese Seite nennt man die „hohle Seite“. Hohl deshalb, weil das Pferd aufgrund dieser Schiefe automatisch leicht nach rechts gebogen ist. Linksbiegungen fallen diesem Pferd dann besonders schwer, da es nun diesen verkürzten Muskel vermehrt dehnen muss, um sich links herum wirklich biegen zu können. Bei einigen Pferden ist die hohle Seite so steif und verkürzt, dass anfangs keine klare Biegung zu erkennen ist.


Was ist an der natürlichen Schiefe so schlimm?
Schlimm ist daran gar nichts- solange das Pferd auf der Wiese steht und nicht viel tun muss. Wird es aber regelmäßig geritten und trainiert, wird es aufgrund der Schiefe ungleichmäßig belastet. Diese Überbelastung einiger Bereiche (z.B. Muskeln, Gelenke, Bänder, Sehnen,..) kann auf Dauer dazu führen, dass das Pferd Schmerzen hat und im schlimmsten Fall irreparable Schäden davon trägt.


Wie erkennt man die hohle Seite?
Vom Boden: Ein gutes Indiz ist die Mähne, die oft zur hohlen Seite fällt. Auch erkennt man an der Schulter oft, welche die hohle Seite ist und welche nicht: die Schulter der hohlen Seite ist meist weniger bemuskelt, da sie weniger belastet wird.
Beim Reiten: Am leichtesten lässt sich auf dem Zirkel erkennen, auf welcher Seite mein Pferd seine hohle Seite hat. Ist es rechts hohl, wird es ihm leichter fallen, sich rechts herum zu biegen, wird aber gleichzeitig auf seine linke Schulter fallen. Die Linksbiegung wird ihm deutlich schwerer fallen.


Was kann man gegen die natürlich Schiefe tun?

Das Stichwort hier heißt „geraderichten“. Folgend nenne ich einige Übungen, die dabei helfen werden, die hohle Seite etwas elastischer zu machen- also der natürlichen Schiefe entgegen zu arbeiten und das Pferd geradezurichten. Wichtig ist aber immer, dass beide Seiten abwechselnd und im gleichen Ausmaß trainiert werden, um eine Überbelastung der Gelenke, Bänder, Muskeln usw. durch einseitige Belastung zu verhindern.
Einige Übungen sind: reiten in Stellung und Biegung, Zirkeln (verkleinern & vergrößern), Volten, Schulter herein, Seitengänge, Rückwärtsrichten, Arbeit im Roundpen, Travers/Kruppe herein, Renvers
Hilfreich sind auch einige Dehnübungen, um betroffene Muskelpartien gezielt zu dehnen und elastischer zu machen. Hierfür sollte wenn möglich ein guter Osteopath oder Pferdephysiotherapeut zu Rate gezogen werden, um die richtigen Übungen mit korrekter Ausführung an die Hand zu bekommen.

Bei Fragen stehe ich natürlich immer zur Verfügung!


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